Informationen zu Mettingen finden Sie im Heimatbuch "Mettingen - Heimatbuch zur 900-Jahr-Feier", erhältlich bei der Gemeinde Mettingen zum Preis von 20,00 €
Mettinger Geschichte
Die Geschichtliche Entwicklung
Jahr | Ereignisse |
---|---|
1088 | wird Mettingen erstmals in einer Schenkungsurkunde des Bischofs Benno II von Osnabrück an das Kloster Iburg genannt |
1196 | tritt ein Rittergeschlecht von Mettingen als Dienstmannen der Grafen von Tecklenburg in Erscheinung |
1400 | wurde die Tecklenburg von den verbündeten Bistümern Münster und Osnabrück erobert. Über Jahre hatten kriegerische Streitigkeiten zwischen den Tecklenburger Grafen und den umliegenden Herrschaften das Leben der Mettinger mitbestimmt. Die Vormachtstellung der Tecklenburger Grafen war fortan gebrochen. |
1493 | wurde die Grafschaft nach einem Familienstreit geteilt und Mettingen kam an die Obergrafschaft Lingen unter Graf Nikolaus VII von Tecklenburg. |
1520 | gab Graf Nikolaus die Grafschaft dem Herzog von Geldern zu Lehen. |
1541 | fiel Mettingen nach dem Tod desselben an das Stammhaus Tecklenburg unter Graf Konrad zurück. Dieser hatte sich schon früh zur neuen Lehre der Reformation bekannt und sich dem Schmalkaldischen Bund angeschlossen. Dies ließ neue Streitigkeiten mit den Bistümern aufkommen. |
1547 | besetzte Graf Maximilian von Büren auf Anordnung des Kaiser Karl V. tecklenburgische Gebiete. Die Grafschaft wurde 1548 dem Grafen Maximilian zu Lehen gegeben. |
1596 | kam Mettingen als Teil der Obergrafschaft Lingen unter oranische Herrschaft und so wurde hier die reformierte Konfession eingeführt. |
1605 | wurde das Land im Verlauf des niederländisch-spanischen Krieges von Spanien erobert und besetzt. Auch während des 30-jährigen Krieges wurde es von den Spaniern behauptet. |
1633 | kam Mettingen nach Abzug der Spanier wieder unter oranische Herrschaft. |
1672 | brachten die Kriegszüge des münsterschen Fürstbischofs von Galen gegen die Niederlande neue Schrecken, Wirren und Besatzung. |
1702 | wurde die Obergrafschaft Lingen auf Anordnung König Friedrich I von Preußen in Besitz genommen. Auch Mettingen erhielt eine preußische Verwaltung. |
1756 | brachte der 7-jährige Krieg neue Unruhen, als braunschweigische Truppen, Franzosen und Preußen, hier hausten. |
1806 | wurde Oberlingen nach der Schlacht bei Jena und Auerstedt vom König von Holland besetzt. |
1807 | nach dem Tilsiter Frieden an Frankreich abgetreten. |
1808 | kamen die beiden Grafschaften Tecklenburg und Lingen und damit auch Mettingen an das Großherzogtum Berg. |
1810 | wurde Oberlingen dem Kaiserreich Frankreich einverleibt. |
1813 | wurden die verlorenen Länder vom Generalleutnant in preußischen Besitz genommen. |
1816 | wurde der Regierungsbezirk Münster eingeteilt und Mettingen kam zum Kreis Tecklenburg. |
1881 | wurde der Amtssitz der gemeinsam verwalteten Ämter nach Mettingen verlegt. Die kommunale Selbstständigkeit der beiden Gemeinden blieb weiterhin bestehen. |
Die fortschreitende Industrialisierung brachte auch für Mettingen manchen Fortschritt und neue Verdienstmöglichkeiten. Rege Bautätigkeit ließ den Ort wachsen und Handel wie Handwerk begannen zu erblühen. Die aufstrebende Entwicklung wurde kaum unterbrochen, wenn auch der deutsch-französische Krieg und der 1. Weltkrieg 1914 - 1918 wieder Rückschläge gebracht hatten. Das Ende des 2. Weltkrieges 1945 hatte jedoch den völligen Zusammenbruch des wirtschaftlichen und öffentlichen Lebens zur Folge. | |
1951 | wurde der Amtsverband Mettingen-Recke aufgehoben und beide Gemeinden wurden selbstständig. |
1975 | kam Mettingen als Gemeinde des ehemaligen Landkreises Tecklenburg zum neugebildeten Kreis Steinfurt. |
1978 | Die Partnerschaft mit der holländischen Gemeinde Raalte wurde offiziell am 25.08.1978 besiegelt. |
1985 | war die Ortssanierung, die Ende der 60er Jahre begonnen wurde, abgeschlossen. Es wurde nicht nur der gesamte Marktplatz erneuert, sondern darüber hinaus wurden auch mehrere störende Gewerbe- und Industriebetriebe (z. B. Kornbrennerei und Presshefefabrik der Firma C. Langemeyer) ausgesiedelt. |
1988 | begeht die Gemeinde Mettingen ihre 900-Jahr-Feier. Zahlreiche Veranstaltungen werden im Verlauf des Jubiläumsjahres angeboten. |
1992 | wurde die Gemeinde Mettingen zum staatlich anerkannten Erholungsort. |
2003 | 25-jähriges Partnerschaftsjubiläum mit der niederländischen Gemeinde Raalte. Neubesiegelung der Partnerschaft nach der Zusammenlegung Raalte / Heino am 01.11.2003. |
2009 | Auf Beschluss des Gemeinderates der Gemeinde Raalte wurde am 26.02.2009 die Partnerschaft zwischen Mettingen und Raalte beendet. |
2013 | feiert die Gemeinde Mettingen ihr 925- jähriges Jubiläum mit einem großen Dorffest. |
2018 | endet mit dem Bergbau eine für die Region geprägte Ära. Die letzte Steinkohle wurde am 17. August 2018 gefördert. |
Die Entstehung des Wappens
Siegel 1992
Das Mettinger Gemeindewappen ist schildförmig und besteht aus drei gestielten Kleeblättern im Verhältnis 2:1. Entworfen wurde es nach dem ältesten bekannten Siegel des Gerhard von Mettingen 1292, siehe Westf. Siegel IV, Tfl. 177 Nr. 12. Dem Rittergeschlecht derer von Mettingen war im 12.-14. Jahrhundert eine große Zahl von Höfen im Mettinger Gebiet zu Lehen gegeben. Gerhard von Mettingen trat ab 1231 unter den tecklenburgischen Ministerialien auf. Da die ursprüngliche Farbe des Wappens unbekannt war, wählte man die des Tecklenburger Grafschaftswappens: rote Kleeblätter auf silbernem Grund.
Ursprünglich führte man das Wappen der Grafschaft Lingen: Der Anker war das Wappen der letzten Edelherren in der Grafschaft, der Edlen von Ibbenbüren. Um 1203 erlosch jedoch dieses Geschlecht und so wurden jene Familiengüter den Grafen von Tecklenburg zu Lehen übertragen. Diese stellten für sich nun das bekannte Wappen der Grafschaft Tecklenburg zusammen: ein vierteiliges Schild, das links oben und rechts unten den Anker, rechts oben und links unten die drei Seerosenblätter des Herzogtums Engern darstellt. Später wurden diese drei Seerosenblätter in drei rote Herzen umgewandelt und dem Anker zugefügt. Dieser Kombination des Gemeindewappens fehlte somit jede heraldische, genealogische und historische Basis.
um 1800
Für einen langen Zeitraum führte Mettingen den Anker mit einem ovalen Schild in der Mitte, auf dem die drei Seerosenblätter 2:1 standen, sowie einen auf dem Kopfe stehenden Anker mit je einem roten Herzen unter den beiden Armen und dem Schaft auf grün-weiß-schwarzem Grund, bis die neuere Forschung das Wappen der Herren von Mettingen entdeckte.
Der umgekehrte Anker war das Wappen des Geschlechts Harde in Lippspringe. Im Jahre 1428 siegelten Sweder und Barthold Brüder Harde als Tecklenburger Ministerialien mit diesem Wappenbild. Die geschichtlichen Zusammenhänge waren aber so unwesentlich, dass die Berechtigung zur Weiterführung des Wappens nicht mehr gegeben war.
bis 1938
ab 1938
Das oben beschriebenen Wappen wurde 1938 zum Gemeindewappen erklärt und als solches am 26. Oktober 1938 vom Oberpräsidenten Westfalens der Gemeinde übergeben.
Mettingen und seine Tüötten
Nicht von ungefähr ist Mettingen als das "Tüöttendorf" bekannt. Haben doch die Menschen mit dieser einmaligen Berufsbezeichnung die Geschichte und das äußere Gesicht der am Nordhang des Schafberges gelegenen Gemeinde nachhaltig beeinflusst.
Im 16. Jahrhundert war Mettingen rein landwirtschaftlich strukturiert, mit recht kargen, von Heide und Moor begrenzten Böden, die sich jedoch hervorragend zum Anbau von Flachs und Hanf eigneten. Dieses waren die Rohstoffe, aus denen im Tecklenburger Land ein Leinen besonderer Qualität hergestellt wurde. In den folgenden Jahrhunderten reifte daraus eine Handelsware heran, die auf allen europäischen Märkten zu finden war. Bis dahin war es aber noch ein langer und beschwerlicher Weg. Denn beim bestehenden Höferecht des Jüngsten und den geringen Verdienstmöglichkeiten der vom elterlichen Hof abgehenden Kinder lag es nahe, sich dahin zu begeben, wo es Arbeit und Brot gab. Das alles bot damals das nahe gelegene Holland, wohin die Mettinger in den Sommermonaten in großen Scharen zogen, um sich als Grasmäher, Torfstecher oder Tüncher zu verdingen.
Zu Recht werden diese "Hollandgänger" als erste Vermittler eines beginnenden Hausierhandels bezeichnet, der sich in den folgenden Jahrhunderten über ganz Nordholland, Norddeutschland, Brandenburg, Mecklenburg, Pommern, ja sogar bis Helsinki und Nowgorod ausdehnte. Fast alle erwachsenen Männer des Dörfchens Mettingen wandten sich mehr und mehr dem einträglichen Leinenhandel zu, der außerdem durch die staatlichen Qualitätskontrollen der Leinenherstellung, dem sogenannten "Leggewesen", enorm gefördert wurde. Das ganze Jahr über, außer in den Sommermonaten und Weihnachten, zogen die "Pluggenträger" oder "Marskramers", wie sie die Holländer nannten, mit dem Packen auf dem Rücken von Land zu Land, von Ort zu Ort. Eine Generation dieser interessanten und einmaligen Hausierhändler folgte der anderen und brachte einen gewissen Wohlstand in das kleine Dorf im Norden Westfalens. Selbst Kriege, Religionswirren und Hungerzeiten überstanden diese wagemutigen Handelsleute, deren Kraft im familiären Zusammenhalt, in einer tiefen Religiosität und in einer kontinuierlichen Solidität lag. Hinzu kam ihre Beliebtheit bei den Abnehmern, die die "Tüötten" neben ihrer Handelsware als Nachrichtenübermittler sehr schätzten.
Bei aller Weltoffenheit waren die wandernden Kaufleute von einer tiefen Liebe zu ihrer Heimat geprägt, in der sie ihre Frauen und heranwachsenden Kinder zurücklassen mussten. Die Tüöttenfrauen - über sie müsste ein besonderes Kapitel geschrieben werden - waren der große Rückhalt des umherziehenden Handelsmannes; Bestellung von Haus und Hof, Erziehung der Kinder und Leinenherstellung, alles lag in ihrer Hand. Das waren Gründe, die sicher dazu führten, dass die Tüötten auch nach Niederlassung in ihren Handelsgebieten nie den Kontakt zur Heimat verloren.
Zur Tradition gehörte es, im Alter nach Mettingen zurückzukehren, um die alten Tage hier zu beschließen. Mit Beginn der Industrialisierung, insbesondere in der Textilherstellung, nahm das Tüöttenwesen sein Ende. Viele der Niederlassungen in Ost und West waren jedoch der Beginn und Grundlage heute berühmter Handelshäuser, die sich über ganz Europa und sogar Amerika erstrecken. Mettingen war und blieb aber Ursprung dieser weitsichtigen Handelsmänner, die ihren Heimatort auf das vielfältigste förderten, sei es im kirchlichen, schulischen oder karitativen Bereich. Ihre Spuren finden wir in Form gediegener, aber stilvoller Villen, die auch heute noch zum Teil die parkähnliche Landschaft Mettingens prägen.
Zum Schluss die Beantwortung einer immer wieder gestellten Frage: Was heißt das eigenwillige Wort "Tüötten"? Es ist kaum zu glauben: dieses Händlervölkchen besaß eine eigene, 1902 erstmalig entdeckte Geheimsprache, in der sie sich mit "Tüötten" bezeichneten; das Wort stammt aus dem altgermanischen tiüchan = ziehen, toddeln, strecken.
Vieles gäbe es hierzu und zur Geschichte der "Tüötten" noch zu sagen. Besuchen Sie daher einmal das "Tüöttenmuseum" im Haus Telsemeyer, das mit anschaulichen Bildern, Karten, Gebrauchsgegenständen und Schriften die Geschichte dieser in Deutschland einmaligen Leinenhausierhändler aufzeigt.
In diesem Zusammenhang noch ein Hinweis auf den Tüöttenweg, der auf den Spuren der Tüötten von Osnabrück durch Mettingen nach Oldenzaal in den Niederlanden führt. Der gesamte Weg ist mit einem "T" gekennzeichnet.
Im 16. Jahrhundert war Mettingen rein landwirtschaftlich strukturiert, mit recht kargen, von Heide und Moor begrenzten Böden, die sich jedoch hervorragend zum Anbau von Flachs und Hanf eigneten. Dieses waren die Rohstoffe, aus denen im Tecklenburger Land ein Leinen besonderer Qualität hergestellt wurde. In den folgenden Jahrhunderten reifte daraus eine Handelsware heran, die auf allen europäischen Märkten zu finden war. Bis dahin war es aber noch ein langer und beschwerlicher Weg. Denn beim bestehenden Höferecht des Jüngsten und den geringen Verdienstmöglichkeiten der vom elterlichen Hof abgehenden Kinder lag es nahe, sich dahin zu begeben, wo es Arbeit und Brot gab. Das alles bot damals das nahe gelegene Holland, wohin die Mettinger in den Sommermonaten in großen Scharen zogen, um sich als Grasmäher, Torfstecher oder Tüncher zu verdingen.
Zu Recht werden diese "Hollandgänger" als erste Vermittler eines beginnenden Hausierhandels bezeichnet, der sich in den folgenden Jahrhunderten über ganz Nordholland, Norddeutschland, Brandenburg, Mecklenburg, Pommern, ja sogar bis Helsinki und Nowgorod ausdehnte. Fast alle erwachsenen Männer des Dörfchens Mettingen wandten sich mehr und mehr dem einträglichen Leinenhandel zu, der außerdem durch die staatlichen Qualitätskontrollen der Leinenherstellung, dem sogenannten "Leggewesen", enorm gefördert wurde. Das ganze Jahr über, außer in den Sommermonaten und Weihnachten, zogen die "Pluggenträger" oder "Marskramers", wie sie die Holländer nannten, mit dem Packen auf dem Rücken von Land zu Land, von Ort zu Ort. Eine Generation dieser interessanten und einmaligen Hausierhändler folgte der anderen und brachte einen gewissen Wohlstand in das kleine Dorf im Norden Westfalens. Selbst Kriege, Religionswirren und Hungerzeiten überstanden diese wagemutigen Handelsleute, deren Kraft im familiären Zusammenhalt, in einer tiefen Religiosität und in einer kontinuierlichen Solidität lag. Hinzu kam ihre Beliebtheit bei den Abnehmern, die die "Tüötten" neben ihrer Handelsware als Nachrichtenübermittler sehr schätzten.
Bei aller Weltoffenheit waren die wandernden Kaufleute von einer tiefen Liebe zu ihrer Heimat geprägt, in der sie ihre Frauen und heranwachsenden Kinder zurücklassen mussten. Die Tüöttenfrauen - über sie müsste ein besonderes Kapitel geschrieben werden - waren der große Rückhalt des umherziehenden Handelsmannes; Bestellung von Haus und Hof, Erziehung der Kinder und Leinenherstellung, alles lag in ihrer Hand. Das waren Gründe, die sicher dazu führten, dass die Tüötten auch nach Niederlassung in ihren Handelsgebieten nie den Kontakt zur Heimat verloren.
Zur Tradition gehörte es, im Alter nach Mettingen zurückzukehren, um die alten Tage hier zu beschließen. Mit Beginn der Industrialisierung, insbesondere in der Textilherstellung, nahm das Tüöttenwesen sein Ende. Viele der Niederlassungen in Ost und West waren jedoch der Beginn und Grundlage heute berühmter Handelshäuser, die sich über ganz Europa und sogar Amerika erstrecken. Mettingen war und blieb aber Ursprung dieser weitsichtigen Handelsmänner, die ihren Heimatort auf das vielfältigste förderten, sei es im kirchlichen, schulischen oder karitativen Bereich. Ihre Spuren finden wir in Form gediegener, aber stilvoller Villen, die auch heute noch zum Teil die parkähnliche Landschaft Mettingens prägen.
Zum Schluss die Beantwortung einer immer wieder gestellten Frage: Was heißt das eigenwillige Wort "Tüötten"? Es ist kaum zu glauben: dieses Händlervölkchen besaß eine eigene, 1902 erstmalig entdeckte Geheimsprache, in der sie sich mit "Tüötten" bezeichneten; das Wort stammt aus dem altgermanischen tiüchan = ziehen, toddeln, strecken.
Vieles gäbe es hierzu und zur Geschichte der "Tüötten" noch zu sagen. Besuchen Sie daher einmal das "Tüöttenmuseum" im Haus Telsemeyer, das mit anschaulichen Bildern, Karten, Gebrauchsgegenständen und Schriften die Geschichte dieser in Deutschland einmaligen Leinenhausierhändler aufzeigt.
In diesem Zusammenhang noch ein Hinweis auf den Tüöttenweg, der auf den Spuren der Tüötten von Osnabrück durch Mettingen nach Oldenzaal in den Niederlanden führt. Der gesamte Weg ist mit einem "T" gekennzeichnet.